Die bayerischen Berge werden bunt – oder: Kinder zeigen uns, was Integration ist

 

Richtig schön war es am Wochenende vom 8. – 10. Juni 2018 am Spitzingsee! Unter blau-weißem Himmel verbrachte eine Delegation von Alt- und Neu-Eichenauern aus den Herkunftsländern Nigeria, Eritrea, Syrien, Irak, Türkei und Deutschland eine Familienfreizeit im Rahmen des Integrationsprojekts „Miteinander in Eichenau“. Finanziert aus einem Topf des Bundesministeriums für Ernährung zur Förderung ländlicher Initiativen, organisiert vom Asylhelferkreis Eichenau unter der Leitung von Wilhelm Frenz und in der Programmfindung unterstützt vom Interkulturellen Institut der Universität Regensburg (IKO), erlebten wir beispielhaft, wie schön es sein kann, dass die Welt bunt ist.

 

 

 

 

Sich untereinander besser kennenlernen war das Motto des ersten Abends, an dem sich aus Einheimischen und Neubürgern gemischte Familien-Tandems zusammenfanden, um sich zu angeborenen und dazugekommenen Merkmalen im Laufe der jeweiligen Biografie zu interviewen.

 

 

Während die über 20 Kinder im Laufe des Samstags unter der Regie von Monika Lins altersentsprechend mit Schatzsuche und Geocaching betreut und bespaßt wurden, Trommeln bastelten und ein Abendprogramm einstudierten, arbeiteten die Erwachsenen vormittags im Rahmen eines Workshops daran, sich selbst, eigene Motive und Werte im „Eltern-Sein weltweit“ und in der Erziehung von Kindern zu ergründen und besser zu verstehen. Dafür stand uns Inga Ehrenberg, die Vorsitzende des IKO mit wertvollem Input zur Seite und zeigte auf, dass es letztendlich um das eine, weltweit gleiche Ziel geht: Glück und Zufriedenheit für unsere Kinder – nur die Wege dorthin sind aufgrund der unterschiedlichen sozialen Voraussetzungen und der Prägungen in Werten und Motiven unterschiedlich. Es war wertvoll, sich noch einmal ins Bewusstsein zu holen, welch ein Luxus ein ausgefeiltes Bildungs- und Gesundheitssystem ist, das uns hierzulande ermöglicht, uns auf Themen wie Selbstverwirklichung und Individualität des Einzelnen zu konzentrieren. Nicht umsonst steht das Wort „Education“ sowohl für Bildung, als auch für Erziehung.

 

 

Nachmittags erkundeten wir im Rahmen einer Kräuterwanderung die Welt der Berge und ließen uns von einem lokalen Guide in die Entstehung des Wetters am Ort und die einheimische Pflanzenwelt einweihen. Die Kleinkinder wurden abwechselnd getragen, der Geschmack von frischer Buttermilch erforscht und das Phänomen Schneekanone staunend begutachtet. Zur Abrundung wurde uns – zufällig – sogar noch ein kleines Alphorn-Konzert in bayerischer Tracht am Örtchen Spitzingsee präsentiert.
Der Abend stand nach einem unterhaltsamen Start dank der größeren Kinder und einer kleinen Showeinlage unter dem Motto „tanzen weltweit“. Von Rock´n Roll, Walzer und Discofox bis hin zur eritreischem Tanz in Originalgewändern und Stand-up Breakdance – alles hatte seinen Platz. Da die Freizeit in den Ramadan gefallen war, waren unsere muslimischen Mitbürger natürlich immer froh, wenn es 21 Uhr geschlagen hatte und die zurückgelegten Speisen ausgepackt werden konnten.
Den krönenden Abschluss bildete dann noch eine vergleichsweise anspruchsvolle Wanderung zu den Wasserfällen im Josefstal, bei der durchaus Trittsicherheit gefragt war. Trotz der zeitweiligen Mühen, mit Flipflops über Stock und Stein zu gehen, waren die wunderschönen Anblicke der Natur und das ausgelassene Kinderlachen beim planschen alle Mühen wert. Die Zeit ist wie im Flug vergangen und wir sind unheimlich dankbar für dieses Erlebnis. Gemeinschaft entsteht ganz offensichtlich vor allem durch eines: gemeinsam verbrachte Zeit. Und wie es geht, sich völkerübergreifend zu verstehen, können wir von niemandem besser lernen als von unseren Kindern. Sie haben es noch nicht verlernt: offen und unvoreingenommen aufeinander zugehen, füreinander einstehen und Freude teilen – eigentlich doch das Normalste der Welt…

Kristin Eissfeldt