Gerüchteküche

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In meinem Eichenauer Freundes und Bekanntenkreis hat eigentlich niemand etwas gegen Flüchtlinge.
Aber einige halten dann doch immer wieder ungute Nachrichten aus dem Umfeld des Fliegerhorstes in Fürstenfeldbruck für mich bereit.

So höre ich, dass in der Nähe des Fliegerhorstes ein Discounter hat zumachen müssen.

Die Flüchtlinge hätten zu viel gestohlen.

Dazu sagt der BR.de Faktencheck:

„Fest steht (…), dass die sogenannte „Kleinkriminalität“ in Fürstenfeldbruck leicht zugenommen hat.
Die Polizei hat dafür eine einfache Erklärung: Viele Supermärkte hätten extra „Security“-Personal angestellt
und daher mehr Diebe beim Stehlen erwischt. Das seien Flüchtlinge und Deutsche. „

Tatsache ist demnach: es ist keine Discounterfiliale wegen diebischer Flüchtlinge geschlossen worden.

Wie kommt es dann dazu,
dass jemand so einem Gerücht so bereitwillig glauben schenkt?
Vielleicht, weil es zu unseren ursprünglichen Instinkten gehören könnte,
jedem zu misstrauen, der nicht zur eigenen Sippe gehört.

Und dann ist die Rede von Gewalt und Vergewaltigungen,in und um den Fliegerhorst.
Das käme alles aus sicherer Quelle, höre ich.

Ich sehe in die warmherzigen klugen Augen meines Gegenübers.
Und kann kaum ertragen, was dieser Mensch da sagt.

Den Fremden ist alles zuzutrauen.
Das Fremde macht uns Angst.

Ein paar Tage nach dem Gespräch
werfe ich dem Orakel der Neuzeit folgende Begriffe in den Rachen:

Fürstenfeldbruck, Fliegerhorst , Asylbewerber, und Vergewaltigung

Das Orakel spuckt Informationen aus, ohne Unterscheidungen zu treffen.
Ich finde ganze Sammlungen, die von Übergriffen von Flüchtlingen auf Frauen berichten.

Und ich finde auch folgende Nachricht:

„Die Angst vor Vergewaltigung und Übergriffen
haben Frauen auch in vielen anderen bayerischen Gemeinden.
Diese Angst kann jedoch nicht durch Zahlen belegt werden,
sagt der Sprecher des Ingolstädter Polizei-Präsidiums für ganz Bayern.
Die Fürstenfeldbrucker Polizei-Inspektion stellt beispielsweise fest:
Seit einem Jahr hat es auf ihrem Gebiet kein einziges Sexualdelikt gegeben.
Weder in noch außerhalb der Flüchtlingsunterkunft.“

Quelle: BR.de Faktencheck

Jemand muss mit diesen Lügen begonnen haben. Dieser Eine, oder war es jene Andere,
sie waren vielleicht beide von der Wirklichkeit ihrer Lügen überzeugt.
Wirklich ist, woran wir glauben, dass es wirklich ist.

Essen: „Vergewaltigung einer 14-Jährigen durch „Flüchtling“ vom Balkan
wurde lange vertuscht.“

Das steht so da und wird so zum Teil unserer Realität.
Auch wenn man das nicht glauben möchte, Zweifel stellen sich ein.
Schließlich missbrauchen Menschen Menschen überall auf der Welt.

Des Weiteren steht geschrieben: (Zitat !)

„Zur Kundgebung von Pegida Duisburg in der vergangenen Woche
kamen Vertreter einer Bürgerinitiative aus Essen-Frintrop,
die mich auf die Vergewaltigung eines 14-jährigen Mädchens durch einen „Flüchtling“ vom Balkan,
vermutlich ein Kosovo-Albaner, hinwiesen. Untergebracht war er in der ehemaligen Walter-Pleitgen-Schule,
die seit 2013 als Asylbewerberheim dient. Die Volksseele koche dort mittlerweile,
auch weil die Medien sich bei diesem skandalösen Vorfall verdächtig zurückgehalten haben.“

Und jetzt kommen wir auf den Punkt.
Diebstahl, Gewalt und Missbrauch kommen vor, in Deutschland und auch anderswo.
Aber hier wir das alles einer gesonderten Gruppe von Menschen zugeschrieben.
Diese Art von Zuschreibung und die kochende Volkseele, das hatten wir schon einmal.

Es ist fast unmöglich, sich gegen Rufmord zu wehren. Lügen hinterlassen ihre Spuren. Sie verletzen.

Die Frage bleibt, warum Gerüchte der oben genannten Art auch in meinem Freundeskreis,
in dem eigentlich niemand etwas gegen Flüchtlinge hat, weiterverbreitet werden.

Das was ist, soll sich nicht ändern. Das was wir haben, soll nicht weniger werden.
Das was wir nicht kennen, das macht uns Angst.