Sorgen und Freuden der Sprachpaten

(Ein Bericht der Süddeutschen Zeitung vom 1.8.2015)

Welche Erfahrungen, positive wie negative, die ehrenamtlichen Paten machen, die Flüchtlingen Deutsch beibringen, ist beim ersten Treffen der Sprachpaten am Donnerstagabend im Pfarrsaal der Sankt-Bernhard-Kirche thematisiert worden. Die etwa 25 Ehrenamtlichen berichteten über die jeweilige Situation an den einzelnen Orten. Besonderes Augenmerk richteten sie auf die Unterstützung, die die insgesamt weit mehr als 40 Ehrenamtlichen brauchen, um den hier lebenden Flüchtlingen weiterhin die deutsche Sprache nahe zu bringen. Dafür sorgte unter anderem der Kreistag Anfang Februar, als er die Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien für Deutschkurse beschloss. Da aber die Zahl der jetzt schon mehr als 1600 Flüchtlinge bis 2016 noch deutlich ansteigen könnte, sorgen sich die Helfer – einige sind pensionierte Lehrer- dass es mangels Organisation zu einer Überbelastung einzelner Sprachpaten kommen könnte. Denn mit der Zahl der Flüchtlinge steigen auch die Anforderungen an ehrenamtliche Helfer. Christine Höppner und Susanne Pütz, Geschäftsführerin und Koordinatorin für Erwachsenenbildung beim Brucker Forum, sowie Katharina Trommer von Magna Ingredi Events oHG leiteten die Veranstaltung. Die Helfer legten Fortschritte einzelner Orte dar, etwa die erfolgreiche Vermittlung einer Wohnung an einen anerkannten syrischen Asylbewerber durch den Helferkreis Eichenau. Auch Probleme und Sorgen der Ehrenamtlichen wurden behandelt. So fürchten zum Beispiel einige, dass die Stimmung der Bevölkerung gegenüber den Flüchtlingen in die Richtung schlagen könnte, die auch am Mittwoch in Puchheim dazu führte, dass rechte Parolen gegen die Belegung dreier Turnhallen zur Unterbringung von Asylbewerbern auf Gehwege und Mauern geschmiert wurden. Zudem hoffen viele Helfer auf Nachwuchs, denn kaum einer glaubt, dass die Zahl der Asylbewerber in der nächsten Zeit abnimmt. Doch auch wenn der Nachwuchsmangel ein Problem ist, sind die Sprachpaten zuversichtlich: Durch die Arbeit der Asylhelferkreise kämen auch viele engagierte jüngere Leute auf die Idee, ausländischen Mitbürgern Deutsch beizubringen.

Da Flüchtlinge, die noch auf den Ausgang ihres Asylverfahrens warten, keinen gesetzlichen Anspruch auf die Förderung eines Sprach- oder Integrationskurses haben, ist es vor allem Aufgabe der ehrenamtlichen Helfer von Brucker Forum, Caritas und verschiedenen Asylhelferkreise, diesen Flüchtlingen zumindest Grundkenntnisse der deutschen Sprache beizubringen. Die Arbeit macht den Ehrenamtlichen Spaß, es tue gut zu helfen, sagen viele. Durch ihr Engagement tragen sie einen großen Teil zur gelungenen Integration der Neuankömmlinge bei und helfen ihnen beim Start in ein neues, selbstbestimmtes Leben.

Pütz soll die ehrenamtlichen Paten unterstützen und entlasten, den Bedarf an Deutschkursen erfassen und dementsprechend Helfer einteilen. Die Sozialpädagogin mit jahrelanger Erfahrung in der Nachbarschafts- und Jugendhilfe kümmert sich seit Mai um ehrenamtliche Sprachpaten, versucht diese zu vernetzen sowie Austauschrunden im „Kollegen- und Kolleginnenkreis“ zu organisieren. Außerdem unterstützt sie die Sprachpaten bei Raum- und Materialbeschaffung, organisiert bei Bedarf aufgrund der doch begrenzten Mittel Klassenunterricht unter Leitung hauptamtlicher Lehrkräfte. Es werden zusätzlich Frauenkurse und Kinderbetreuung angeboten, für die Helfer gibt es kostenlose Fortbildungskurse mit den Schwerpunkten Crashkurs Deutsch als Fremdsprache, interkulturelle Kommunikation, Besonderheiten der Lernsituation von Asylbewerbern sowie Gewalterfahrungen und Traumata von Flüchtlingen.

Informationen zu haupt- oder ehrenamtlichen Deutschkursen gibt Susanne Pütz Mittwochs und Donnerstags von 9.30 bis 13 Uhr im Brucker Forum oder unter asyl@brucker-forum.de.