Generalverdacht
In Köln sind in der Silvesternacht mindestens eine Frau vergewaltigt, sehr viele massiv sexuell belästigt und ausgeraubt worden. Ähnliches ist auch in anderen Städten geschehen. Das ist widerwärtig, nicht hinnehmbar, und muss restlos aufgeklärt werden.
Was wir in den letzten Tagen erfahren haben ist:
Etwa 1000 Männer hätten sich, so heißt es, in der Silvesternacht auf der Domplatte versammelt und hätten, so heißt es weiterhin, unter dem Schutz dieser großen Zahl Frauen überfallen. Diese Männer wären alle nordafrikanischer Herkunft oder kämen aus dem arabischen Raum. Ereignisse in dieser Form habe es in Deutschland bis dato noch nicht gegeben.
Angesichts der über einer Millionen Flüchtlinge die im letzten Jahr in Deutschland Zuflucht gesucht haben, angesichts der Ängste, Vorbehalte und Widerstände gegen diese Zuwanderung, kann man den Subtext der Berichterstattung getrost in folgende Worte fassen:
Fremd aussehenden Männerhorden haben gemeinschaftlich und in aller Öffentlichkeit Frauen missbraucht. Wir sind nicht mehr sicher. Gewalt und Rechtlosigkeit greifen um sich.
Im Augenblick sind dazu noch nicht viele Fakten bekannt.
In der Wochenzeitung Die Zeit heißt es, ich zitiere:
„In der Silvesternacht wurden am Kölner Hauptbahnhof mehrere Frauen nach eigenen Angaben ausgeraubt und sexuell belästigt. 90 Anzeigen sind bislang bei der Polizei eingegangen. Darunter sind welche wegen Diebstahls von Taschen, Handys und Geldbörsen. Auch Anzeigen wegen sexueller Übergriffe liegen der Polizei vor. Laut Berichten der Süddeutsche Zeitung sowie des Kölner Stadt-Anzeigers waren es am Montag 15.
Am Silvesterabend hatten sich auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs in Köln etwa 1.000 Menschen versammelt, nach Aussagen der Kölner Polizei hauptsächlich junge Männer. Viele seien vom Alkohol enthemmt gewesen und hätten unkontrolliert Feuerwerkskörper abgebrannt. Die Stimmung sei zunehmend aggressiv gewesen. Inmitten dieser Menschenmenge seien Frauen umzingelt, angefasst und bestohlen worden. Kölns Polizeipräsident Wolfgang Albers sprach von Sexualdelikten in sehr massiver Form und einer Vergewaltigung.
(…)
Der WDR berichtet, die Polizei gehe von mehreren Hundert Tatverdächtigen aus, laut Kölner Stadtanzeiger zählt die Polizei etwa 40 Verdächtige, die polizeibekannt seien und sich untereinander kennen würden. „Die bisherigen Hinweise gehen deutlich in Richtung polizeibekannte Intensivtäter, mit Flüchtlingen haben die nichts zu tun“, sagte ein Ermittler am Wochenende.
Es ist weder bekannt, welche Staatsbürgerschaft die Verdächtigen haben, noch, ob sie in Köln oder anderswo leben.
Auf den Punkt gebracht heißt das:
Die sexuellen Übergriffe und die Raubtaten wurden nicht gemeinschaftlich von 1000 Männern afrikanischer und arabischer Herkunft begangen. Ob Flüchtlinge unter den Tätern waren, ist noch nicht bekannt.
Was bleiben wird, neben den seelischen Verwundungen der betroffenen Frauen, ist ein Generalverdacht gegen Flüchtlinge.
Die Berichterstattung der letzten Tage wird ihre Spuren hinterlassen:
Gerüchte über sexuelle Übergriffe durch Flüchtlinge finden ihre Rechtfertigung jetzt auch noch in der ungenauen und leichtfertigen Berichterstattung der letzten Tage.
Der Schaden ist ungeheuer groß: der Schaden für die betroffenen Frauen, aber auch für alle Frauen, die jetzt mit einer zusätzlichen Angst und Verunsicherung leben müssen. Und der Schaden ist auch groß für die Menschen, die bei uns Zuflucht gesucht haben, all diese Menschen, die wir ehrenamtlichen Asylhelfer so anders kennengelernt haben, und die jetzt unter Generalverdacht stehen.
Das alles ist wirklich schlimm.
Aufklärung ist dringend angebracht.
Eine ausführlichen Faktencheck finden Sie hier bei der tagesschau.de
Zoltán Jókay