Ehrenamtliche kommen zu Wort – Teil 10

Schwimmbadfreunde

Sophia ist ein vierzehnjähriges Mädchen
aus unserem Helferkreis. Sie hat uns folgenden Text zugeschickt:

Schwimmbadfreunde

Da gerade die Kölner Silvesternacht ein großes Thema in den Medien ist, und dadurch auch viel über die Flüchtlingskrise diskutiert wird, wie es jetzt weitergehen soll und ob jeder Asylant so tickt, habe ich mir gedacht, dass ich euch mal schöne Geschichten erzähle, die ich mit ihnen erleben durfte. Wie auch unter den Deutschen gibt es in anderen Ländern Idioten, aber es heißt ja nicht gleich, dass jeder so ist. Sie sind auch nur Menschen und haben das Recht, so behandelt zu werden. Ich habe noch nie so eine Dankbarkeit, so ein gutes Essen und so eine unglaublich nette und offene Art erlebt. Hierbei möchte ich mich auch, ich glaube im Namen vieler, dafür bedanken, so schöne Momente miterleben zu dürfen.

Was es davor vielleicht noch zu sagen gibt ist, dass ich 14 Jahre alt und seit ungefähr einem Jahr in dem Asylhelferkreis „tätig“ bin und so Sachen wie Spielnachmittage, teilweise Deutschunterricht, Besuche, kleine Ausflüge, wie z.B. zum Kinderspielplatz, etc…übernehme. Die Asylbewerber sind mir, fast wie eine zweite Familie, richtig ans Herzen gewachsen und ich bin froh, so ein bisschen bei ihrer Integration helfen zu können.

Aber jetzt zu dem Eigentlichen:

Meine erste Geschichte handelt von dem Schwimmen, das fast schon eine Tradition geworden ist.
Wie jedes Mal holen wir spontan ein paar aus dem Schreberweg und ein paar aus dem Lindenweg ab und fahren in ein nahegelegenes Schwimmbad. Schon alleine das fröhlich Gesicht und die Vorfreude geben einem das Gefühl, das Richtige getan zu haben. Manchmal ist die Anfrage so groß, dass wir leider nicht immer alle mitnehmen können, uns aber bemühen, sie das nächste Mal sicher mitzunehmen. Im Schwimmbad angekommen werden erst einmal Tickets gekauft und sich umgezogen. Was für uns ganz natürlich ist, wird von ihnen zum ersten Mal erlebt. Zum Beispiel sich davor zu duschen oder dass Frauen im Bikini zusammen mit Männern schwimmen gehen. Wir versuchen, alle Fragen zu beantworten, was manchmal sich als schwierig erweist, wie zum Beispiel, zu erklären, warum sich Frauen hier so freizügig zeigen oder warum man nicht vom Beckenrand springen darf. Es ist gut als ein Zusammentreffen verschiedener Kulturen zu beschreiben. Bevor es aber ins Wasser geht, muss noch geklärt werden, wo der Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich ist und dann kann es auch schon losgehen! Die, die schon schwimmen können, stürzen sich mutig in die Fluten, die anderen steigen eher zögerlich ins Wasser. Für manche ist das der erste Schwimmbadbesuch und somit auch Neuland. Den Nichtschwimmern versuchen wir, mithilfe von Schwimmnudeln, die Kunst des Schwimmens aus den Fingern zu kitzeln; mit denen, die schon schwimmen können, veranstalten wir Wettschwimmen. Rutschen, Ballspielen und Tauchen gehört natürlich auch dazu, was alles mit Freudenschreien entgegen genommen wird. Nach dem dritten Mal werden schon kleine Erfolge gefeiert und aus Nichtschwimmern sind Schwimmer geworden. Nach solchen Erfolgen kann man sich vor Dankbarkeit nicht mehr retten und einem wird teilweise zwei Tage später noch erzählt, wie froh und dankbar man ist, jetzt schwimmen zu können. Doch da alles immer ein Ende hat, war unser Besuch im Bad leider schon bald vorbei und wir gingen. Nach dem Umziehen werden oft verlorene Karten gesucht, um wieder rauszukommen, die dann aber meistens in einer Hosentasche wiedergefunden werden. Im Auto wird man dann nochmal mit Dankbarkeit überschüttet und zum Abschied herzlich geknuddelt.
Für mich ist es immer eine neue Erfahrung, was man als erwachsener Mann für einen Spaß haben kann, eine Rutsche zu rutschen oder nach einem Ring zu tauchen.

Ich hoffe, dass ich hiermit bewiesen habe, dass es auch nur normale, nette und aufgeschlossene Menschen sind und dass man sehr viel Spaß mit ihnen haben kann. Es wäre schön, das, was in Köln passiert ist, nicht auf die Allgemeinheit übertragen wird, denn meine Freunde sind anders!