Ehrenamtliche kommen zu Wort – Teil 6

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 Was bewegt die Ehrenamtlichen, die in ihrer Freizeit Asylbewerber betreuen? Die Abendzeitung und ihre Chefreporterin Natalie Kettinger haben nachgefragt.
 

Bettina Hiltl (44), Heilpraktikerin, Helferkreis Hechendorf

„Echte Integration schützt vor Terrorismus“
Ich arbeite nun seit einem halben Jahr als Patin und als Patenkoordinatorin mit Flüchtlingen aus Eritrea, Somalia und Mali. Täglich sehe und höre ich – auch von den anderen Paten –, wie fleißig und konsequent die Flüchtlinge daran arbeiten, schnell und gut Deutsch zu lernen, um schnell und gut ins Arbeitsleben zu kommen – obwohl das für sie oft mühselig und verwirrend ist (deutsche Sprache, schwere Sprache).

Sie wünschen sich nichts mehr, als sich eine sichere, friedliche und eigenständige Existenz in Deutschland aufzubauen, unabhängig von Sozialleistungen und Spendengeldern. Sie lernen und mühen sich hier, um ein Leben in Würde und Frieden und in Gemeinschaft mit uns und ihren Familien zu erreichen.

Wie soll das aber gehen, wenn ihnen der Arbeitsmarkt weitgehend versperrt ist, die Arbeitslöhne wieder entzogen oder 1-Euro-Jobs als das Nonplusultra angeboten werden? Wie sollen sie sich motivieren, wenn ihnen durch die Einschränkungen beim Familiennachzug ein einsames Leben ohne Angehörige und als Hartz-IV-Empfänger bevorsteht?

Gleichzeitig werden sie beschuldigt, „Sozialschmarotzer“ zu sein oder werden gar als „Kriminelle“ und „Terroristen“ betitelt.

Würde ich so in einem fremden Land aufgenommen, nachdem ich hoffnungsvoll, unter größter Lebensgefahr, von Schleppern und Warlords all meiner Güter und Ehre beraubt, einsam und traumatisiert es bis hierher geschafft habe, ich würde mich wahrscheinlich tatsächlich aus Frust und Hoffnungslosigkeit jemandem anschließen, der mir Hoffnung, Lebenssinn und Sicherheit verspricht.

Für mich ist echte Integration der einzig sinnvolle Weg, Terrorismus zu bekämpfen.
Wer bekämpft schon ein Land – und dessen Menschen –, das er ehrt und respektiert, gar liebt?

Quelle Abendzeitung-München, Fotos: privat