Ehrenamtliche kommen zu Wort – Teil 1
Gerne lobt die Politik die vielen ehrenamtlichen Asylhelfer.
Das kommt gut an und kostet nichts.
Gerne sprich die Politik auch im Namen der vielen ehrenamtlichen Asylhelfer.
Das kann die Politik, weil die Ehrenamtlichen keine Plattform haben um sich zu artikulieren.
So kann die Politik für uns erklären: die Asylhelfer seien demotiviert durch die hohe Zahl der Flüchtlinge,
gerne auch Flüchtlingsstrom oder Flut genannt.
So kann die Politik für uns erklären: die Asylhelfer seien demotiviert durch die hohe Zahl an Wirtschaftsflüchtlinge,
gerne auch Asylbetrüger genannt.
Die Abendzeitung und ihre Chefreporterin Nathalie Kettinger haben dankenswerter Weise bei uns Asylhelfern nachgefragt:
Wie geht es den Ehrenamtlichen? Sind sie wirklich am Ende ihrer Kräfte?
Was demotiviert sie? Was müsste sich ändern?
Und was lässt sie weitermachen?
In den nachfolgenden Tagen werden wir die Beiträge der verschiedenen ehrenamtlichen Helfer hier nach und nach posten.
Frau Nathalie Kettinger von der Abendzeitung schreibt:
München – Ohne sie wäre Angela Merkels „Wir schaffen das“
ein Ding der Unmöglichkeit: ohne die vielen Tausend ehrenamtlichen Helfer,
die sich in ihrer Freizeit für Flüchtlinge engagieren.
Die mit ihnen Deutsch lernen, sie bei Behördengängen unterstützen,
mit ihnen Arbeitsstellen und Kindergartenplätze suchen, sie trösten,
ihnen den nächsten Second-Hand-Shop zeigen, die Waschmaschine erklären
oder ihnen das komplizierte Nahverkehrssystem erklären.
Gesprochen wird sehr viel über diese Menschen – vor allem darüber,
dass sie angeblich an die Grenzen ihrer Kapazitäten stoßen.
Zugehört wird den Freiwilligen nur selten.
Vor kurzem wandten sich knapp 20 bayerische Helferkreise mit einem offenen Brief an die Öffentlichkeit,
in dem sie die Restriktionen beim Familiennachzug kritisierten.
„Wie sollen wir den syrischen Flüchtlingen erklären,
dass sie ihre Frauen und Kinder auf absehbare Zeit nicht nach Deutschland holen dürfen?“,
haben sie darin gefragt.
„Wie sollen wir ihnen erklären,
dass jetzt für ihre Familien nur noch die gefährliche Fahrt über das Mittelmeer bleiben wird,
und dann der Elendsweg durch ein Europa, in dem sie kein Land aufnehmen möchte?“
Wahrgenommen hat ihre Bedenken kaum jemand.
Quelle Abendzeitung-München, Fotos: privat