Was ist Frieden
Der zwölfjährige Jonathan hat über den Frieden nachgedacht,
wie sonst wohl nicht so viele nachdenken in diesem öffentlichen Lärm,
und er hat die Arbeit des Asylhelferkreises auf eine Weise beschrieben,
wie es besser kaum geht.
Leise ist diese Melodie, und ruhig ist sie, und auf den Punkt gebracht.
Ein Lichtblick in dieser Zeit:
Was ist Frieden
„When the power of love
overcomes the love of power
the world will know peace“
(Jimi Hendrix)
Frieden bedeutet für mich, dass es weder Krieg und Gewalt noch Armut gibt, die neben religiösen Konflikten oftmals zu Gewalt und Krieg führt. Um die Situation in einer bestimmten Region als friedlich bezeichnen zu können, müssen dort ausreichend Nahrung, medizinische Versorgung und Bildungschancen vorhanden sein. Weitere Aspekte des Friedens sind für mich das Wahl- und Mitspracherecht, das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Gleichberechtigung von Frauen, Menschen mit Behinderung und allen Minderheiten.
Menschen, die diese Voraussetzungen in ihrer Heimat nicht vorfinden, haben meiner Meinung nach ein Recht darauf, in andere Länder zu fliehen, um dort viele dieser Aspekte des Friedens genießen zu können. Die meisten dieser Menschen fliehen in benachbarte Regionen oder Nachbarländer. Nur ein kleiner Teil bricht zu der großen Reise nach Europa auf und erhofft sich dort eine Perspektive, die er in seinem Heimatland nicht hat. Diese Flüchtlinge werden trotz langer und oft lebensgefährlicher Reise in ihren Ankunfts- und Aufenthaltsländern nicht immer freundlich empfangen.
Dieser Aufsatz handelt von den Leuten, die diese Menschen trotz aller Vorurteile und Eigenheiten willkommen heißen, deren Integration fördern und sie als Teil unserer Gesellschaft anerkennen.
In den letzten zwei Jahren ist die Flüchtlingszahl rasant gestiegen, aufgrund von Kriegen, Bürgerkriegen und Armut. Allein in Deutschland werden in 2015 bis zu 1 Million Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, Irak, den Balkan-Staaten und Afrika erwartet. Auch in meinem Wohnort sind seit Anfang des Jahres über 50 Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern untergebracht. Bald werden noch mehr dazukommen.
Um diesen Menschen zu helfen, haben sich freiwillig Leute zusammengetan und überlegt, was Flüchtlinge benötigen, um sich zurecht- und in die Gesellschaft einfinden zu können. Dabei entstanden im Asylhelferkreis unterschiedliche Arbeitskreise, die sich beispielsweise um die Unterstützung bei Kontakten mit dem Landratsamt, dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, dem Standes- und Einwohnermeldeamt und anderen Behörden kümmern.
Dazu gehört z.B. auch die Übersetzung und Erklärung von amtlichen Schreiben.
Außerdem wird Sprachunterricht angeboten, da das Erlernen der Sprache sehr wichtig für die Integration ist. Asylhelfer übernehmen Patenschaften für Flüchtlingsfamilien und Einzelpersonen.
Um für die Mobilität der Asylbewerber zu sorgen, werden gespendete Fahrräder beschafft und repariert und ebenso andere Sachspenden wie Kleidung und Haushaltsgegenstände gesammelt. Zu den weiteren Aufgaben zählt das Suchen von Wohnungen zur Unterbringung bereits anerkannter Flüchtlinge. Die Internetseite des Helferkreises soll Außenstehenden einen Einblick in die Arbeit der Flüchtlingshelfer und das Leben der Flüchtlinge verschaffen und damit auch zwischen den Bürgern und den Asylbewerbern vermitteln. Durch das Pflegen von Kontakten zu örtlichen Vereinen wird den Asylbewerbern die Teilnahme an sportlichen und kulturellen Aktivitäten ermöglicht. Auch trägt dies dazu bei, dass Bürger und Asylbewerber sich gegenseitig besser kennenlernen und voneinander lernen können.
Zu bemerken ist dabei, dass bei der Behandlung der Asylbewerber kein Unterschied gemacht wird, ob sie aufgrund von Krieg oder aufgrund von Armut ihre Heimat verlassen haben.
Das Gefühl von Schutz und Sicherheit, welches die Flüchtlinge in ihrem Heimatland oft nicht erlebt haben, trägt einen großen Teil zu ihrem Wohlbefinden und damit zum Frieden bei. Sie müssen sich nicht mehr bedroht fühlen und haben die Möglichkeit Auseinandersetzungen mit Worten und ohne körperliche Gewalt klären zu können. Die Flüchtlinge sind auch nicht gezwungen sich gewaltsam lebenswichtige Güter zu beschaffen, wie sie es vielleicht in ihrem Herkunftsland mußten, um zu überleben. Auch dies stellt einen weiteren Aspekt des friedlichen Zusammenlebens dar. Je nach Bedarf wird medizinische Versorgung und psychologische Betreuung organisiert. Dies hilft den Flüchtlingen mit äußeren und inneren Verletzungen besser klarzukommen und die Gefahr, dass sie aufgrund ihrer schlimmen Erfahrungen außer Fassung geraten, wird eingedämmt. Bildungsangebote sorgen dafür, dass Flüchtlinge sich besser verständigen, zurechtfinden und integrieren und eine Perspektive für ihr Leben entwickeln können.
Auch weil sie durch die Flüchtlingshelfer Menschen gewonnen haben, denen sie nicht egal sind und die ihnen zuhören, müssen die Flüchtlinge nichts tun, was ihnen Aufmerksamkeit verschaffen und vielleicht den Frieden stören würde. Sie erleben, dass sie Rechte haben, auf die sie sich berufen können. Das hilft dabei den Frieden zu erhalten, denn wer keine Rechte hat, versucht oft sie sich beispielsweise zu „erkämpfen“. Außerdem werden durch das Besitzen von Rechten auch große Teile der Würde wiederhergestellt. Ich glaube das Fehlen dieser Würde ist neben dem Benötigen von Essen, Trinken und einem Obdach einer der Hauptgründe, warum Menschen den Ort, an dem sie sich zu Hause fühlen, verlassen. Viele einstweilige Flüchtlinge unterstützen, wenn sie sich an ihrem neuen Aufenthaltsort eingelebt und Arbeit gefunden haben, ihre Familie im Herkunftsland.
Auf die politische und wirtschaftliche Situation dort haben sie zwar keinen direkten Einfluss, allerdings können sie Menschen in ihrer alten Heimat mit Geld unterstützen, um wenigstens gegen Armut, Perspektivlosigkeit und schlechte Bildungschancen ankämpfen zu können. Vor allem was die Bildungschancen angeht, kann sich das längerfristig betrachtet nach und nach auf die wirtschaftliche Situation und dadurch möglicherweise auch auf die politische Situation auswirken. Asylbewerber, die in der Vergangeheit erlebt haben, wie schlimm es ist, mit ihren Problemen allein gelassen zu werden und die auf und nach ihrer Flucht erleben, dass ihnen geholfen wird, sind eher motiviert anderen ( im Heimatland verbliebenen Menschen) zu helfen. Auch dadurch leistet jeder, der Flüchtlingen hilft einen Beitrag zum Frieden.
Das Aufnehmen von Flüchtlingen kann auch der Gesellschaft,die dies tut, helfen. Denn wenn Flüchtlinge sich durch die Unterstützung, die sie erfahren, besser in ihre neue Heimat integrieren können, liefert das den Menschen, die für die Ausgrenzung und das Zurückschicken der Flüchtlinge in deren Herkunftsland sind, weniger Gründe und Argumente. Dies zählt allerdings nur für die Personen, die ihre Abneigung gegenüber Asylbewerbern mit schlechten Erfahrungen mit diesen begründen. Die Meinung derjenigen, die von vorneherein negativ gegenüber Flüchtlingen eingestellt sind, lässt sich meist nicht durch gute Erfahrungen ändern.
Zudem wird einem bewußt, dass die eigenen Werte und Rechte, die einem selbstverständlich erscheinen, beispielsweise für Flüchtlinge alles andere als selbstverständlich sind. Dadurch lernt man diese zu schätzen und versucht sie zu erhalten. Das Aufeinandertreffen mit anderen Kulturen kann den Lebensstil und die Lebensqualität der Menschen in den Ankunftsländern bereichern, wenn diese andere Sprachen, Speisen, Musik, Sportarten und Bräuche kennenlernen.
Ich denke die Menschen, die Flüchtlingen auf vielfältige Weise helfen, können bei dieser Aufgabe mit sich selbst zufrieden sein, weil sie das Gefühl haben gebraucht zu werden und etwas für die Menschheit Gutes und Sinnvolles zu tun. Etwas für andere zu tun, ohne dabei einen materiellen Nutzen für sich selbst daraus ziehen zu wollen, kann einem inneren Frieden geben und äußeren Frieden schaffen.
Ich denke, daß Jimi Hendrix genau das mit seinem aussagekräftigen Satz gemeint hat. Denn sein Zitat sagt, das die Welt, wenn die Kraft der Liebe größer als das Streben nach Macht ist, friedlich werden würde. Genau so handeln die Flüchtlingshelfer. Sie helfen Menschen aus Liebe und nicht um materiellen Gewinn oder Macht daraus zu ziehen. Dadurch entsteht Frieden.
Jonathan, 12 Jahre, Eichenau