22 Asylhelferkreise aus dem Landkreis FFB protestieren gegen Stellenstreichungen bei der Asylsozialberatung
Hier der offene Brief dazu im Wortlaut:
Protest gegen die Stellenstreichungen der Asylsozial- und Migrationsberatung im Landkreis Fürstenfeldbruck
Offener Brief an:
Sozialministerin Emilia Müller; Landtagspräsidentin Barbara Stamm;
Landtagsabgeordnete: Katrin Sonnholzner, Herbert Kränzlein, Reinhold Bocklet, Alex Dorow, Martin Runge, Sepp Dürr
Bundestagsabgeordnete: Katrin Staffler, Michael Schrodi, Beate Walter-Rosenheimer
Landrat Thomas Karmasin; Kreistag über den Vorsitzenden Thomas Karmasin
Bürgermeister und Gemeinderäte unserer Gemeinden
Zur Kenntnis: Presse, Caritas
Wir, die Koordinatoren der Asylhelferkreise aus 22 Gemeinden im Landkreis Fürstenfeldbruck, protestieren energisch gegen die Stellenstreichungen der Asylsozial- und Migrationsberatung im Landkreis Fürstenfeldbruck!
Aufgrund einer neuen Richtlinie des Bayerischen Sozialministeriums sollen im Landkreis die bisher 16,08 Stellen bis zum Ende 2018 auf 9,43 abgebaut werden. Das bedeutet einen Abbau von über 40% um 6,65 Stellen! Laut Information der Caritas werden bereits bis Ende März sechs Mitarbeiter dort ihre Tätigkeit beenden und dürfen nicht mehr nachbesetzt werden.
Für die Geflüchteten im Landkreis und die Asylhelferkreise bedeutet dies einen massiven Einschnitt in die bisherige professionelle Beratung und Unterstützung, die von Caritas und Diakonie geleistet wird. Die ehrenamtlichen Asylhelfer können diese Lücke nicht ausfüllen!
Im Landkreis gibt es derzeit 80 dezentrale Flüchtlingsunterkünfte und die Erstaufnahmeeinrichtung in Fürstenfeldbruck mit maximal 1.200 Plätzen. Auch wenn die meisten Flüchtlinge die ersten bürokratischen Hürden inzwischen genommen haben,
Bei vielen Flüchtlingen führten die Flucht und Fluchtursachen zu geringer Belastbarkeit und körperlichen Erkrankungen, häufig auch zu familiären Konflikten sowie psychischen Krisen und Traumata bis hin zur Suizidalität. Die professionelle Sozialberatung kann durch ihre erfahrenen Sozialarbeiter hier stabilisierend eingreifen, Krisen auffangen und die Betroffenen auch längerfristig begleiten. Jedoch nur, wenn ihr ein ausreichend hoher Personal- und Stundenschlüssel zur Verfügung steht.
Auch die Einleitung medizinischer und psychologischer Behandlungsmaßnahmen, die den Flüchtlingen in der Regel nicht bekannt sind, erfordert oft einen hohen bürokratischen Aufwand (z.B. den Besuch mehrerer Ärzte bzw. Fachkliniken, das Ausfüllen vieler Anträge, der Einholung diverser Atteste usw.). Auch hier leistet die Asylberatung die entsprechende Unterstützung und Beratung der Flüchtlinge und Migranten.
Perspektivlosigkeit, Ungewissheit und Hoffnungslosigkeit, mit denen sich Flüchtlinge aus Ländern mit sogenannter geringer Bleibeperspektive Tag für Tag konfrontiert sehen und die Untätigkeit, zu der sie aufgrund der Politik gezwungen sind (die Aufnahme einer Arbeit wird diesem Personenkreis vom Landratsamt häufig verweigert), führt nicht selten zu persönlichen Krisen und zu massiven Konflikten in den größeren Einrichtungen. Insbesondere dort besteht ein regelmäßiger, am besten täglicher, Beratungsbedarf und nicht selten bedarf es auch einer professionellen Krisenintervention. Auch diese kann nur durch entsprechend hohe personelle Ausstattung der Asyl- und Migrationsberatung gesichert sein.
Die ehrenamtlichen Asylhelfer können eine professionelle Unterstützung niemals ersetzen, da sie weder über die fachlichen Kompetenzen noch über ausreichend Zeit verfügen, denn sie sind nach wie vor mit vielen anderen wichtigen täglichen Unterstützungsleistungen ausgelastet.
Deshalb fordern die Asylhelferkreise des Landkreises Fürstenfeldbruck vom Bayerischen Sozialministerium die Rücknahme der Stellenstreichungen, so dass zumindest der frühere Personalschlüssel bei der Asylberatung erhalten bleiben kann!
Wir bitten die Verantwortlichen des Landkreises, allen voran Herrn Landrat Karmasin, sowie die Damen und Herren Abgeordneten unsere Forderung gegenüber dem Sozialministerium zu vertreten und im Landtag zu unterstützen.
Desweiteren bitten wir auch die Bürgermeister und Gemeinderäte unserer jeweiligen Gemeinden auf kommunaler Ebene zu prüfen, ob durch gemeindliche Stellen, der Wegfall professioneller Beratung ganz oder zum Teil kompensiert werden kann.
Fürstenfeldbruck im Februar 2018
Unterzeichnet von den Koordinatoren der Asylhelferkreise aus Adelshofen, Alling, Egenhofen, Eichenau, Emmering, Fürstenfeldbruck, Germering, Gernlinden, Grafrath, Gröbenzell, Jesenwang, Kottgeisering, Landsberied, Mammendorf, Moorenweis, Maisach, Mittelstetten, Olching, Oberschweinbach, Puchheim, Schöngeising, Türkenfeld