„Schönes ohne viele Worte“

Eine Asylhelferin berichtet:

„Heute möchte ich Euch gerne etwas „Schönes ohne viele Worte“ erzählen:
Gestern wurde ich von F. (syrischer Asylbewerber) angesprochen, ob ich mit ihm zur Sparkasse gehen könnte. Wir haben uns dann heute um 10 Uhr vor der Sparkasse getroffen und alles geregelt, was es zu regeln gab.
Auf dem gemeinsamen Weg Richtung Schreberweg – er wollte noch zu seinem Acker und ich zu meiner Kirchenasyl-Deutschstunde – winkte er mich in den Vorgarten der evangelischen Kirche und zeigte mir dort den Weinstock und die wunderschönen Blätter. Er deutete an, dass diese Blätter wunderbar mit Reis und Fleisch gefüllt schmecken würden und so vereinbarten wir, dass er nach seiner Acker-Arbeit mich wieder bei S. (syr. Flüchtling im Kirchenasyl) abholen sollte. Wir haben zwei große Weinstöcke im Garten und ich wollte ihm Blätter für sein Kochvorhaben geben.
Punkt 12, wie vereinbart, kam er bei der evangelischen Kirche vorbei und holte mich ab. Beim Netto winkte er mich wieder vom Rad und ins Geschäft hinein und fragte, ob ich gerne Zucchini und Weißkohl essen würde (alles mit Händen, Füßen und Lachen). Da dämmerte mir schon, dass er für mich und meine Familie kochen wollte. Er fragte auch, ob ich Tomaten, Wasser und Reis hätte. Als ich die Frage nach Fleisch verneinte, konnte er gar nicht fassen, dass ich vegetarisch lebe. Unvorstellbar für ihn – er schüttelte immer wieder den Kopf und sagte „no fleisch?“ und lachte.
Zuhause angekommen, begutachtete er meinen Garten mit „Gärtnerblick“ und wir pflückten gemeinsam die Weinblätter. Dann ging es in der Küche spontan ans Kochen.
Er wunderte sich nicht nur, dass ich kein Fleisch esse, keine Kartoffeln zu Hause hatte, keine Minze im Garten, sondern auch über meinen brachliegenden Garten, in dem man doch wunderbar Petersilie, Zwiebeln und Knoblauch anbauen könnte.
Ohne viele Worte schufen wir in „F.’s Kochschule“ einen wunderbaren Salat (alles frisch von seinem Acker und mit selbstgemachten Brotbröseln vermengt!) und zwei Platten mit gefüllten Zucchini, Kohlblättern und Weinblättern – garniert mit einer wunderbar geschnittenen Zitrone, frischem Knoblauchgrün und Frühlingszwiebeln.
Nach drei Stunden durften wir dann probieren und waren so begeistert von seinen Kochkünsten, dass wir ihn zum Chefkoch erkoren haben. In dieser Zeit erfuhren wir einiges über sein bisheriges Leben und seine Familie.
Für diesen heutigen Nachmittag bedanke ich mich recht herzlich bei unserem neuen syrisch-kurdischen Freund!“
C.