Ehrenamtliche kommen zu Wort – Teil 2

 

media.media_.4e8f914d-2831-4cb1-aba7-e81312f4b76b.normalized.media-2Was bewegt die Ehrenamtlichen, die in ihrer Freizeit Asylbewerber betreuen?
Die Abendzeitung und ihre Chefreporterin Natalie Kettinger haben nachgefragt.

Dagmar B. (53), Übersetzerin, Helferkreis Asyl Fürstenfeldbruck

„Sie tun alles, um sich zu integrieren“

Nein, am Ende meiner Kraft bin ich nicht. Seit zweieinhalb Jahren mache ich jetzt diese Arbeit für Flüchtlinge. Okay, manchmal möchte ich hinwerfen, weil das Ehrenamt eine zweite Halbtagesstelle wurde.

Es macht mir aber viel zu sehr Freude, für die Menschen aus so vielen Ländern etwas bewirken zu können, ihnen eine Perspektive in meinem Land zu geben, mitzuhelfen, sie in meinem Land zu integrieren.

Der Großteil dieser Menschen tut alles dafür, sich integrieren zu können! Zum Beispiel: nachts um vier Uhr 15 Kilometer radeln, um bei McDonald’s arbeiten zu können; nachts um zwei zur Bäckerei-Lehrstelle strampeln, um tagsüber nach der Arbeit im Drei-Personen-Zimmer keinen Schlaf aufholen zu können; täglich von Türkenfeld nach Haar fahren, um dort in einem Kindergarten ein soziales Jahr machen zu dürfen.

Was mich demotiviert?

Politiker, deren Bemerkungen vor den Medien einer Integration nicht hilfreich sind!
Landratsämter, denen wir endlos zuarbeiten, von denen aber noch kein Vertreter in unsere Helfertreffen kam!
Von Integration reden – aber letztlich die Flüchtlinge mit einem bewilligten Deutschkurs alleine lassen. Integration ist mehr.

Was verbessert werden könnte?

Der Start in das „deutsche Leben“: Wenn das Landratsamt Geld für anfängliche Unterweisungen durch Dolmetscher in der Landessprache der Flüchtlinge freigeben würde, wäre uns Ehrenamtlichen, aber auch der Caritas und den Landratsämtern selbst geholfen (Müllentsorgung in Deutschland; Stempeln im Bus – nicht nur Ticket kaufen und dann trotz Ticket 60 Euro zahlen müssen; Wie bediene ich eine Waschmaschine? Welche Verkehrsregeln gibt es für Fahrradfahrer? Pünktlichkeit…).
Die Flüchtlinge wollen all das lernen, das sehen wir täglich. Wir können aber all diese Aufklärung nicht leisten, weil wir genug zu tun haben mit Deutschkursen, Formularen, Arbeitssuche, Arztbesuchen, Schuleinschreibungen, Spendensammeln und so weiter.
Außerdem: Weniger Regelwerk für Arbeitssuchende! Bis die Erlaubnis zur Arbeit kommt, ist der Arbeitsplatz oft schon weg, kein Chef kann so lange warten! Dabei ist doch das Hauptziel, die Flüchtlinge in Arbeit zu bekommen.

Quelle Abendzeitung-München, Fotos: privat