Ehrenamtliche kommen zu Wort – Teil 8

Was bewegt die Ehrenamtlichen, die in ihrer Freizeit Asylbewerber betreuen?
Die Abendzeitung und ihre Chefreporterin Natalie Kettinger haben nachgefragt.

 

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Sonja Beyer (69), Fachlehrerin im Ruhestand, Helferkreis Puchheim

„Wir sind traurig, aber nicht demotiviert“
Wir sind Sprachpaten, mein Kollege Stefan und ich. Seit Mitte September geben wir einen Deutsch-Kurs für eine Flüchtlingsgruppe, die aus Syrern und Afghanen besteht. Dieser Kurs, einer von vielen, die von ehrenamtlichen Helfern in Puchheim gehalten werden, fand dreimal pro Woche statt.
Unsere Sprachgruppe, die bei null angefangen hat, kann jetzt einfach strukturierte Texte lesen und verstehen, einfache Frage- und Antwortsätze formulieren und vieles mehr.

Dieser Lernerfolg war nur möglich, weil die Teilnehmer überaus fleißig, wissbegierig und strebsam sind.

Meine Bewunderung gilt insbesondre den beiden jungen, verheirateten Frauen aus Afghanistan, die sich trotz der männlichen Überzahl immer mutig und aktiv am Unterricht beteiligt haben und deren wache Intelligenz unseren Unterricht vielseitig bereichert hat.

Wir hatten nie Schwierigkeiten mit unseren Teilnehmern, die uns immer überaus freundlich, höflich und hilfsbereit begegnet sind; von ihrer großen Dankbarkeit kann ich nur mit Beschämung berichten.

Dieser Kurs wurde aufgelöst. Wir wurden neuen Kursen zugeteilt. Die syrischen Teilnehmer erhalten jetzt vom Freistaat Bayern finanzierte Deutschkurse. Deutschkurse, die von ausgebildeten Deutschlehrern gehalten werden, die aber den afghanischen Flüchtlingen offiziell nicht zustehen. Dies wird jetzt noch aufgefangen von gespendeten Deutschkursen, die von der Volkshochschule abgehalten werden.

Leider wird dieses Bemühen um Ausgleich kaum etwas an der negativen Bleibeperspektive der afghanischen Flüchtlinge ändern. Der Gedanke, dass unsere afghanischen Kursteilnehmer – diese bewundernswerten jungen Menschen, dieses Potenzial an sozialer Kompetenz und Intelligenz – wieder abgeschoben werden sollen, was sich eben darin zeigt, dass sie vom Freistaat keine Deutschkurse erhalten, ist für mich ein tiefer persönlicher Kummer, für die hoffnungsvollen, strebsamen jungen Menschen aber eine absolute Katastrophe. Ich hatte nicht den Mut, es ihnen zu sagen.

Wir sind traurig, aber nicht demotiviert. Wir machen auf jeden Fall weiter.

Ich persönlich glaube, dass jedes engagierte Bemühen, verbunden mit Achtung und liebevoller Zuwendung, Früchte tragen wird. Und darum bin ich den Flüchtlingen dankbar, dass ich durch sie eine Möglichkeit gefunden habe, mich nicht mehr so hilflos gegenüber einer Welt zu fühlen, die so bedrohlich geworden ist.

Quelle Abendzeitung-München, Fotos: privat
(Zoltán Jókay)