Was bewegt die Ehrenamtlichen, die in ihrer Freizeit Asylbewerber betreuen?
Die Abendzeitung und ihre Chefreporterin Natalie Kettinger haben nachgefragt.
Peter Doldi (69), Helferkreis Petershausen
„Danke, liebe Politiker!“
Moussa Nomoko stammt aus Mali und ist bereits 2013 vor den islamistischen Rebellen hierher geflohen. Moussa hatte Glück, auf einer Jobbörse in Dachau entdeckte ihn Bäckermeister Ludwig Kloiber, der von dem jungen Mann sofort angetan war.
Seit August 2014 arbeitet er als Auszubildender für das Bäckerhandwerk in der Firma Kloiber in Petershausen. Ludwig Kloiber spricht über seinen Mitarbeiter sehr anerkennend und lobt Moussas Freundlichkeit, seinen Fleiß sowie dessen eisernen Willen, um die deutsche Sprache und seinen Beruf zu erlernen.
Als seine ehrenamtlichen Lehrkräfte sind auch Doris Stadler für Mathematik und ich, Peter Doldi für Deutsch, von seinem Lernwillen und seiner raschen Auffassungsgabe angenehm überrascht und es macht uns echte Freude, ihn zu unterrichten.
Wir sind sehr motiviert und werden unser Bestes tun, damit er in etwa 18 Monaten seine Gehilfenprüfung zum Bäcker besteht und eine solide Zukunft hat.
Ich ärgere mich nur, wenn die Politik immer davon spricht, dass wir in Deutschland das nicht schaffen und alle überfordert sind. „Geht nicht, gibt’s nicht“, nach dieser Prämisse habe ich in meinem Job in einer Werbeagentur immer gehandelt und auch von unseren Politikern erwarte ich, dass sie ihr Volk nicht ständig demotivieren, sondern im integrativen Handeln bestärken.
Flüchtlinge mit den besten Asylaussichten (aus Eritrea, Syrien, Iran, Irak) erhalten nun bezahlte intensive Deutschkurse täglich, bei uns 20 von 65 Asylbewerbern. Sind die statistischen Asylaussichten nur fünf Prozent geringer, gehen die Flüchtlinge leer aus.
Diese Schlechterstellung, verbunden mit der eh schon monate- bis jahrelangen Wartezeit und Unsicherheit, ist für die restlichen Asylbewerber ein gravierendes psychisches Problem. Zum Deutschunterricht für die sich abgehängt fühlenden Menschen leisten wir Ehrenamtlichen jetzt auch noch die Motivationsarbeit. Danke, liebe Politiker.
Quelle:
Quelle Abendzeitung-München, Fotos: privat
(Zoltán Jókay)